5. Was um­fasst das "Ver­tre­ten­müs­sen" (§ 280 Abs. 1 S. 2 BGB iVm §§ 276 ff. BGB)?

b. Wel­che be­son­de­ren Maß­stäbe sollte man ken­nen?

Nach § 276 Abs. 1 BGB kann eine stren­gere oder mil­dere Haf­tung durch ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen "be­stimmt" sein oder sich "aus dem sons­ti­gen In­halt des Schuld­ver­hält­nis­ses" er­ge­ben.

  • Ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen ent­hal­ten im Re­gel­fall Haf­tungs­er­leich­te­run­gen für den Schuld­ner.
    • Ei­nige Re­ge­lun­gen be­schrän­ken die Haf­tung da­bei auf "grobe Fahr­läs­sig­keit" (§ 300 Abs. 1 BGB für den Fall, dass der Gläu­bi­ger in An­nahmever­zug ist, § 521 BGB für den Schen­ker, § 599 BGB für den Ver­lei­her, § 680 BGB für GoA zur Ge­fah­ren­ab­wehr, § 968 BGB für den Fin­der).
    • In an­de­ren Re­ge­lun­gen wird be­stimmt, dass der Schuld­ner nur "ei­gen­üb­li­che Sorg­falt" zu ver­tre­ten hat (§ 346 Abs. 3 S. 1 Nr. 3 BGB für den Rück­trittsbe­rech­tig­ten vor Kennt­nis ei­nes ge­setz­li­chen Rück­trittsrechts, § 690 BGB für den un­ent­gelt­li­chen Ver­wah­rer, § 708 BGB für Ge­sell­schaf­ter ei­ner GbR, § 1359 BGB für Ehe­leu­te, § 1664 Abs. 1 BGB für El­tern ggü. ih­ren Kin­dern). Die Be­son­der­hei­ten der "gro­ben Fahr­läs­sig­keit" und der ei­gen­üb­li­chen Sorg­falt (§ 277 BGB) wer­den wir uns gleich an­se­hen.
    • Eine ge­setz­lich an­ge­ord­nete ver­schul­den­su­n­ab­hän­gige Haf­tung ("Ge­fähr­dungs­haf­tung") be­steht vor al­lem im au­ßer­ver­trag­li­chen Be­reich (d.h. in Fäl­len, in de­nen § 276 Abs. 1 BGB oh­ne­hin un­an­wend­bar ist), etwa in § 7 StVG oder in § 833 S. 1 BGB.
  • Für einen be­son­de­ren Maß­stab aus dem In­halt des Schuld­ver­hält­nisses nennt das Ge­setz zwei Bei­spie­le: Die Über­nahme ei­ner Ga­ran­tie und die Über­nahme ei­nes Be­schaf­fungs­ri­si­kos.
    • Der Schuld­ner über­nimmt eine Ga­ran­tie, wenn er durch sein Ver­hal­ten ein­deu­tig zum Aus­druck bringt, für die Er­fül­lung be­stimm­ter Pf­lich­ten (in der Re­gel das Vor­lie­gen be­stimm­ter Be­schaf­fen­heits­merk­male oder die Man­gel­frei­heit ei­ner Sa­che im Üb­ri­gen) ver­schul­den­su­n­ab­hän­gig ein­ste­hen zu wol­len. Dann wäre es wi­der­sprüch­lich, wenn er sich bei ei­ner Pf­licht­ver­let­zung auf feh­len­des Ver­schul­den be­ru­fen könnte - er muss sich ein­deu­tig äu­ßern.
    • Ein Be­schaf­fungs­ri­siko über­nimmt der Schuld­ner, wenn er einen Ver­trag über einen Ge­gen­stand schließt, den er sich erst noch selbst be­schaf­fen muss. Dies ist ins­be­son­dere bei ei­ner Gat­tungs­schuld (§ 243 BGB) der Fall. Dann haf­tet der Schuld­ner selbst dann, wenn er bei An­wen­dung der im Ver­kehr er­for­der­li­chen Sorg­falt gar nicht be­schaf­fen konn­te. Er hat auch in­so­weit et­was ver­spro­chen und muss sich daran fest­hal­ten las­sen.
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