VI. Wie er­folgt eine In­halts­kon­trolle (§ 309 BGB, § 308 BGB, § 307 BGB)?

4. Wann ver­stößt eine Klau­sel ge­gen § 307 BGB?

Wenn eine Klau­sel we­der ge­gen § 309 BGB noch ge­gen § 308 BGB ver­stößt (o­der diese Re­ge­lun­gen we­gen § 310 Abs. 1 S. 1 BGB keine An­wen­dung fin­den) müs­sen Sie § 307 BGB prü­fen. § 307 Abs. 1 S. 1 BGB ent­hält in­so­weit eine Ge­ne­ral­klau­sel, wel­che § 307 Abs. 2 BGB durch zwei Zwei­fels­re­ge­lun­gen kon­kre­ti­siert:

  • Im Rah­men von § 307 Abs. 2 Nr. 1 BGB ist zu prü­fen, ob die Klau­sel vom ge­setz­li­chen Leit­bild we­sent­lich ab­weicht.
  • Nach § 652 BGB er­hält ein Mak­ler seine Pro­vi­sion nur, wenn er er­folg­reich einen Ver­trag ver­mit­telt. Se­hen die AGB ei­nes Mak­lers vor, dass er sein Ho­no­rar (etwa als Auf­wen­dungser­satz) auch ohne Ver­mitt­lung ei­nes Ver­trages (pau­schal) er­hält, ver­stößt diese Ver­ein­ba­rung ge­gen das Leit­bild des § 652 BGB - sie kann also nur in­di­vi­dual­ver­trag­lich ge­trof­fen wer­den.
  • Nach § 535 Abs. 1 S. 2 BGB hat der Ver­mie­ter die Miet­sa­che wäh­rend der Miet­zeit in ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand zu er­hal­ten. Diese Re­ge­lung hat eben­falls Leit­bild­cha­rak­ter.
  • Bei § 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB wird über­prüft, ob die Klau­sel den Ver­wen­der von den "Kar­di­nal­pflich­ten" ei­nes Ver­trages be­freit. Be­deu­tung hat dies vor al­lem dann, wenn es für das kon­krete Ge­schäft kein ge­setz­li­ches Leit­bild gibt.

Da­nach kann man etwa den Aus­schluss ei­ner Aus­lands­reise-Kran­ken­ver­si­che­rung für den Staat, des­sen An­ge­hö­ri­ger der Rei­sende ist, oder ein zeit­lich un­be­grenz­tes Kün­di­gungs­recht bei ei­ner Kran­ken­haus­ta­ge­geld­ver­si­che­rung nicht per AGB ver­ein­ba­ren.

Prüft man die Klau­sel an­hand der Ge­ne­ral­klau­sel in § 307 Abs. 1 S. 1 BGB, wird über­prüft, ob die Klau­sel eine Ver­tragspar­tei ent­ge­gen Treu und Glau­ben un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­ligt. Dies ist der Fall, wenn der Ver­wen­der keine Rück­sicht auf schüt­zens­werte In­ter­es­sen des Ver­tragspart­ners nimmt. In­so­weit ist die Re­ge­lung ähn­lich wie § 242 BGB zu prü­fen. Wie im­mer bei der AGB-Kon­trolle kommt es auch hier nicht auf die kon­krete Si­tua­tion der Be­tei­lig­ten an, son­dern auf die hy­po­the­ti­sche Si­tua­tion ei­nes Kun­den bei kun­den­feind­lichs­ter Aus­le­gung der Klau­sel (ob­jek­ti­ver Maß­stab).

§ 307 Abs. 1 S. 2 BGB sta­tu­iert ein Trans­pa­renz­ge­bot. Da­nach kann sich eine un­an­ge­mes­sene Be­nach­tei­li­gung auch dar­aus er­ge­ben, dass eine AGB-Klau­sel nicht klar und ver­ständ­lich ist.

So­weit eine Klau­sel ge­gen­über ei­nem Un­ter­neh­mer ver­wen­det wird, ha­ben § 308 BGB und § 309 BGB In­diz­wir­kung für die un­an­ge­mes­sene Be­nach­tei­li­gung im Sinne von § 307 Abs. 1 S. 1 BGB

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