II. Wie funktioniert der Gutachtenstil?
1. Was bedeutet der Gutachtenstil?
Der Korrektor erwartet von Ihnen, dass Sie die Klausuraufgabe im Gutachtenstil lösen. Dies fällt erfahrungsgemäß schwer, weil diese Herangehensweise im Alltag kaum erforderlich ist. In Anfängerklausuren liest man daher oft unbeholfene und unverständliche Sätze.
Wenn Sie einen Satz mit "da", "denn", "weil" oder "nämlich" vervollständigen können, befinden Sie sich im Urteilsstil (Ergebnis, "weil" Begründung). Im Gutachtenstil hingegen kann man Sätze immer theoretisch mit "also", "daher", "damit", "deshalb" ergänzen (Begründung, "daher" Ergebnis). Beim Gutachtenstil wird das Ergebnis also keinesfalls vorangestellt, sondern folgt auf die entsprechenden Ausführungen.
Im Wesentlichen ist der Gutachtenstil ein schlichtes dreischrittiges Vorgehen, das immer weiter verschachtelt wird:
Eine Definition müssen Sie dabei nur ausdrücklich nennen, wenn ein Tatbestandsmerkmal auslegungsbedürftig (d.h. mehrdeutig) ist. Ansonsten genügt es, den offensichtlichen Wortsinn zu unterstellen und unmittelbar die im Sachverhalt geschilderten Umstände mit dem gesetzlichen Tatbestand zu vergleichen.